FAQ – Häufige Fragen zur Windkraft

Viele sind durch immer wieder vorgebrachte Vorbehalte und Mythen gegenüber Windkraft und der Energiewende verunsichert. Hier haben wir einige davon gesammelt mit unserer Einschätzung.

Was spricht für den Bau von Windparks in unserer Region?

Der Bau von Windparks in Süddeutschland kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein. Hier sind 10 Gründe dafür:

  1. Erneuerbare Energien fördern: Windparks sind eine wichtige Quelle für erneuerbare Energien, die dazu beitragen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und den Übergang zu nachhaltigeren Energiequellen zu fördern.
  2. Klimaschutz: Die Nutzung von Windenergie hilft, den Klimawandel zu bekämpfen, indem sie den Bedarf an fossilen Brennstoffen reduziert und die CO2-Emissionen verringert.
  3. Energieunabhängigkeit: Windparks tragen dazu bei, die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen und autoritären Staaten zu reduzieren.
  4. Regionale Wertschöpfung: Gemeinden und Städte können durch die Beteiligung an der EEG-Umlage, durch Verpachtung kommunaler Flächen und über Beteiligungen von Stadtwerken an Windparks profitieren, und haben durch die zusätzlichen Einnahmen mehr Spielraum in ihrem Haushalt.
  5. Bürgerbeteiligung: Bürger können sich über Energiegenossenschaften oder Nachrangdarlehen an Windprojekten beteiligen, dies führt zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft.
  6. Luft- und Umweltqualität verbessern: Die Reduzierung der Nutzung von fossilen Brennstoffen durch Windenergie trägt zur Verbesserung der Luft- und Umweltqualität bei.
  7. Wirtschaftliche Effekte: Niedrige Energiekosten und eine zuverlässige Versorgung sind ein wichtiger Aspekt zur Sicherung des Wirtschaftsstandortes und um die Abwanderung von Produktionsstandorten zu verhindern.
  8. Langfristige Energieversorgungssicherheit: Windenergie ist ein wichtiger Baustein zur ganzjährigen Versorgung mit erneuerbaren Energien, da mit höheren Erträgen im Winter die Photovoltaik sinnvoll ergänzt wird.
  9. Tourismus: Windparks können positive wirtschaftliche Effekte haben, indem sie Tourismus ankurbeln und die Attraktivität der Region steigern.
  10. Vorbildcharakter: Jede Entscheidung pro Windkraft ist ein Vorbild für weitere Regionen, denn nur das Gelingen der Energiewende hierzulande überzeugt weniger entwickelte Staaten, ebenfalls auf erneuerbare Energien zu setzen und keine neuen fossilen Quellen mehr zu erschließen.

Warum stehen Windräder still?

  • Grundsätzlich haben die Anlagen eine hohe technische Verfügbarkeit, Werte von 98% sind üblich.
  • Stillstehende Windräder können vielfältige Ursachen haben. Neben Wartungsarbeiten gibt es Abschaltzeiten aus der Genehmigung wegen Schattenwurf, Schall, Schutz von Vögeln oder Fledermäusen. Wurden Windräder in unterschiedlichen Genehmigungsverfahren behandelt, kann es durchaus zu unterschiedlichen Regelungen benachbarter Windräder kommen.
  • Die Einhaltung der Abschaltzeiten werden von den Genehmigungsbehörden regelmäßig an Hand des Betriebsprotokolls überprüft.
  • In größeren Windparks kann es zudem zur Abschaltung wegen gegenseitiger Windverschattung der einzelnen Anlagen kommen.
  • Stillstehende Windräder aufgrund von überlasteten Stromnetzen betrifft ausschließlich Norddeutschland und Off-Shore-Anlagen. Für Windräder in Süddeutschland ist dies kein Problem.

Was hat es mit Windrädern und Infraschall auf sich?

  • Infraschall ist nicht-hörbarer Schall unterhalb der Hörgrenze (ca. 20 Hz). Infraschall tritt überall auf – bei Meereswellen, im Auto oder beim Schließen von Zimmertüren.
  • Es sind keine seriösen Studien bekannt, die einen Zusammenhang von Infraschall und Gesundheitsgefahren nachweisen.
    Treten hohe Infraschallpegel auf, so stets in Zusammenhang mit hohen Hörschallpegel. Daher genügt es, Grenzwerte für Schalldruckpegel festzulegen, wie beispielsweise durch die Berufsgenossenschaften oder in gesetzlichen Regelungen wie der TA Lärm.
  • Ein Zusammenhang von Windkraftanlagen und Infraschall wurde zuerst in einer umstrittenen Studie aus 2004 der Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe (BGR) hergestellt.
    Vergleichsmessungen u.a. des LUBW (Landesumweltamt BW) stellten jedoch wesentlich geringere Infraschallpegel fest als bei der BGR-Studie. Diese lagen deutlich unter der Wahrnehmungsschwelle. Andere Quellen wie Autos oder Kühlschränke wiesen höhere Infraschallpegel auf als Windräder.
    Es stellte sich heraus, dass die BGR-Studie aufgrund eines Rechenfehlers die Werte um Faktor 3000 überschätzt hatte. Im Jahr 2021 wurde die Studie zurückgezogen.
  • Pikant ist die Behauptung einiger Organisationen, Windräder (und Wärmepumpen) würden „gefährlichen“ Infraschall erzeugen. Sie beziehen sich auf die BGR-Studie und suchen gezielt nach „Infraschall-Geschädigten“ in der Nähe von Windkraftanlagen. Ohne direkten Nachweis eines Zusammenhangs oder einer Vergleichsgruppe werden dadurch auch Zufallsfunde erfasst, dies ist wissenschaftlich unseriös.
  • Vielmehr zeigen mehrere Studien, dass der „Nocebo“-Effekt eine wesentliche Rolle spielt: Nicht Infraschall von Windrädern macht krank, sondern die Angst davor.
  • Obwohl unter Fachleuten dieses Thema längst als „erledigt“ gilt, wird es von Windkraftgegnern immer wieder aufgebracht. Eine gute und verständliche Zusammenfassung gibt hierzu Dr. Stefan Holzheu:
    Dr. Holzheu im Interview – Infraschall so sieht er aus

  Wie laut sind Windräder?

  • Oft wird von Windkraftgegnern angeführt, Windräder hätten einen Pegel von 105 dB(A) und wären damit so laut wie ein Presslufthammer, welcher ebenfalls auf über 100 dB(A) kommt.
  • Bei der Angabe von Schallpegeln muss man zwischen der Schallleistung und dem Schalldruck unterscheiden, sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen.
  • Im Datenblatt einer Windkraftanlage wird der Schallleistungspegel angegeben. Er liegt typischerweise bei ca. 105 dB(A) und ist unabhängig von der Entfernung.
  • Rechnet man die Schallleistung in Schalldruck um, so ergeben sich in 300 m Entfernung ein Schalldruckpegel von 46 dB(A) (weniger als ein E-Bike), in 1000 m Entfernung bleiben 37 dB(A) (entspricht einer leisen Spülmaschine).
  • Wir haben Anwohner in den Ortsrandgebieten zur Hörbarkeit befragt. Je nach Windrichtung könne man manchmal die Windräder hören, aber das Geräusch störe sie nicht. Häufig würden diese von anderen Geräuschen (Verkehr, Windböen) überdeckt.
  • Für die Genehmigung muss ein Schallgutachten erstellt werden. Bei der berechneten Schallausbreitung müssen die Grenzwerte in Wohngebieten eingehalten werden. Werden die Werte nachts überschritten, müssen die Anlagen gedrosselt oder ganz abgeschaltet werden.
  • Unabhängig aller Zahlen sollte man sich vor Ort einen Eindruck machen, wie sich ein Windrad „in Echt“ anhört. Ansonsten für alle anderen ein Link auf eine gut gemachte Schallsimulation:
    Wie laut sind moderne Windenergieanlagen wirklich?

Welcher Abstand zu Wohngebieten muss eingehalten werden?

  • In Baden-Württemberg gilt ein planerischer Richtwert von 700 m zu Wohngebieten. Unter Berücksichtigung von Schattenschlag und Schallausbreitung können sich größere Abstände ergeben, um Abschaltzeiten der Anlagen zu vermeiden.

Welche Regeln gelten für den Schattenschlag?

  • Bei tiefstehender Sonne wird der Schattenwurf der drehenden Rotoren als lästig empfunden, Studien sprechen ab einer Dauer von 15 h pro Jahr von einer starken Belästigung. Der Schattenschlag betrifft überwiegend Gebäude, die sich in der Ost-West Achse zu einem Windrad befinden, in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden.
  • Für die Genehmigung muss ein Gutachten zum Schattenwurf erstellt werden. Die tatsächliche Dauer, die der Schatten maximal auf ein Gebäude fallen darf, beträgt maximal 30 Minuten am Tag, und 8 Stunden pro Jahr. Wird der Wert überschritten, muss die Anlage abgeschaltet werden.

Werden Vögel durch Windräder bedroht?

  • Nach Hochrechnungen werden jedes Jahr 100.000 Vögel durch Windräder in Deutschland getötet. Bei 25.000 Windräder sind es 4 Vögel pro Windrad.
  • Es gibt allerdings weit größere Gefahren: Tausendmal (!) mehr Vögel sterben durch Fensterscheiben als durch Windräder. Vogelsterben durch Hauskatzen und Verkehr liegt ebenfalls in dieser Größenordnung.
  • Nicht alle Vögel sind durch Windräder gleich bedroht. Die meisten Vögel fliegen in niedrigeren Höhen, da viele Insekten in Vegetationshöhe zu finden sind. Ein Risiko besteht für Greifvögel, speziell wenn sie jung oder geschwächt sind.
  • Daher ist es wichtig, dass im Rahmen der Artenschutzgutachten geprüft wird, ob Nester von Greifvögeln ausreichenden Abstand haben und wie viele Brutpaare es in dem Gebiet gibt. Gegebenenfalls werden in den Auflagen der Genehmigung Abschaltzeiten zu Brutzeiten der Vögel festgelegt. Gleiches gilt für die Zeiten, bei denen sich Zugvögel im Durchflug befinden.

 Gibt es in Süddeutschland genug Wind?

  • Die eER-Genossenschaft ist bereits an mehreren Windkraftprojekten beteiligt. Nach unserer Erfahrung lassen sich auch in Süddeutschland Windräder wirtschaftlich betreiben.
  • Durch hügelige Landschaft und Vegetation wird der Wind in Bodennähe mehr abgebremst als im flachen Norddeutschland oder Off-Shore. In höheren Luftschichten ist auch in Süddeutschland eine kontinuierliche und ausreichend hohe Windgeschwindigkeit vorzufinden. Daher werden hierzulande höhere Türme und Rotordurchmesser eingesetzt als in Norddeutschland.
  • Wichtig: abgerechnet wird am Jahresende – auch wenn ein Windrad „öfters“ stillsteht, kann es am Ende einen positiven Ertrag erwirtschaften. Daher ist eine seriöse Kalkulation auf Basis realer Messungen (Dauer 12-14 Monate) unerlässlich. Nicht nur die absolute Stromernte spielt dabei eine Rolle, sondern auch der Marktpreis zum Zeitpunkt der Erzeugung.

Blinken Windräder nachts?

  • Windräder werden mit einer Befeuerungsanlage ausgestattet, um eine Kollision von Luftfahrzeugen zu verhindern.
  • Seit 2023 ist die Ausstattung mit einer bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung (BGNK) auch für Bestandsanlagen vorgeschrieben. Damit werden die Blinklichter nur aktiviert, wenn sich ein Flugzeug oder Hubschrauber in einem Abstand von weniger als 4 km und unter 600 m Höhe befindet.

Wie werden Windkraftanlagen recycelt?

  • Das Recycling von Windenergieanlagen ist der DIN SPEC 4866 geregelt, damit eine fachgerechte Entsorgung gewährleistet ist.
  • Der größte Teil der Anlage wird wie bei anderen Bauwerken und technischen Anlagen den etablierten Recyclingverfahren zugeführt. Dazu zählen der Beton, Stahl und andere Metalle sowie die elektrischen Bauteile.
  • Bei früheren Windrädern wurde teilweise das Fundament im Boden belassen. Schon seit mehreren Jahren ist für die Genehmigung der vollständige Rückbau des Betonfundaments verpflichtend.
  • Für die Entsorgung der Rotorblätter kommen Verfahren in Frage, die technisch etabliert und wirtschaftlich sind. Üblicherweise werden die GFK-Bauteile (glasfaserverstärkte Kunststoffe) geschreddert und bei der Zementherstellung thermisch verwertet.
    Ein 1:1-Recycling durch Herauslösen der Fasern wäre zwar technisch machbar, jedoch ist die thermische Nutzung – wie z.B. bei Verpackungsmüll – immer noch die wirtschaftlichste Verwertung.
  • Die Entsorgung von Rotorbauteilen auf CFK-Basis (Kohlefaserverstärkte Kunststoffe) ist technisch möglich, beispielsweise die Herauslösung der Fasern mittels Pyrolyse und Wiederverwendung als Zumischung in neuen CFK-Kunststoffen. Das Fehlen umfassender Entsorgungskapazitäten liegt an der (noch) fehlenden Nachfrage, da CFK-Bauteile erst seit wenigen Jahren in Rotorblättern eingesetzt werden.

Sind Windräder wegen SF6 (Schwefelhexaflourid) ein Klimakiller?

  • Schwefelhexaflourid wird als Schutzgas in elektrischen Trennschaltern eingesetzt, um Lichtbögen zu verhindern. Es ist 32000 mal schädlicher als CO2. Die Menge in einem Windrad beträgt etwa 3 kg.
  • SF6 kommt nicht nur in Windrädern vor, auch in normalen Trafohäuschen werden Trennschalter mit SF6 eingesetzt. Auf ein Umspannwerk kommen mehrere Tonnen des Gases. Weitere Anwendungen gibt es in der Halbleiterindustrie, als Füllgas von Autoreifen, Turnschuhen und Schallschutzfenstern.
  • Auch wenn die letzten drei Anwendung mittlerweile verboten sind, so ist laut Umweltbundesamt der Hauptteil von freigesetztem SF6 auf unsachgemäß entsorgte Schallschutzfenster zurückzuführen.
  • Dagegen kommt es bei Windrädern selten zu Leckagen, bei der Entsorgung werden hohe Standards gesetzt. Dennoch ist es wichtig, dass künftig andere Technologien für die Schaltanlagen ohne SF6 eingesetzt werden – bei Windrädern und allen elektrischen Hochspannungsanlagen.
  • Es ist völlig übertrieben, Windräder wegen SF6 als Klimakiller zu bezeichnen. Denn, selbst wenn die gesamte Menge SF6 entweichen sollte, entspricht dies einem Äquivalent von 60 Tonnen CO2. Durch Stromerzeugung mit einem Windrad werden jedes Jahr 4700 Tonnen CO2 vermieden.

Werden in Windrädern Seltene Erden Metalle eingesetzt?

  • Seltene Erden Metalle werden u.a. für Hochleistungsmagneten benötigt und finden in Smartphones, Festplatten, Kernspintomographen oder Elektroautos Anwendung.
  • Der Name ist etwas irreführend – denn so selten sind sie gar nicht. Die Gewinnung von Seltenen Erden ist aufgrund von Umweltbelastungen umstritten. China hat seit 2010 viele illegale Minen verstaatlicht, es bleibt abzuwarten, ob damit die Probleme besser reguliert werden können. Seit 2017 steigt der Export aus den USA, Myanmar und Australien und liegt 2021 etwa bei einem Drittel des Weltmarktes. In Europa wurden in Schweden Vorkommen entdeckt.
  • Bei Windkraftanlagen werden die Metalle in permanent-erregten Stromgeneratoren eingesetzt.
    Es gibt auch Generatoren ohne Permanentmagnete. So verwendet der Windradtyp Nordex N163 für den Rottenburger Windpark einen Asynchrongenerator.
  • Ob in einem Windrad Permanentmagnete eingesetzt werden, hängt von den technischen Anforderungen und wirtschaftlichen Betrachtungen ab. Die Durchsetzung von Umweltstandards bei der Gewinnung und Recycling der Metalle ist eine politische Aufgabe, zumal Windkraftanlagen nur einen kleinen Teil der Nachfrage ausmachen.

Wieviel Wald muss für ein Windrad gerodet werden?

  • Für ein Windrad rechnet man mit etwa einem Hektar zu rodendem Wald. Nach der Wiederaufforstung bleiben etwa 0,4 ha für das Fundament und die Kranaufstellfläche.
  • Obwohl die Anlagen heute größer sind, muss nicht mehr Wald gerodet werden als früher. So musste noch vor 10 Jahren der Rotorstern am Boden montiert und im Ganzen hochgezogen werden. Durch die Einzelblattmontage direkt an der Motornabe kann der Kran die Rotorblätter direkt vom Transportfahrzeug aufnehmen.
  • Für die Wege ist eine lichte Breite von etwa 5 m erforderlich, in der Regel können die vorhandenen Forstwege genutzt werden. Es kommen Spezialfahrzeuge zum Einsatz, die in engen Kurven die Rotorflügel anheben und so ohne Rodung großer Flächen auskommen.
  • Aus ökologischer Sicht können die gerodeten und wiederaufgeforsteten Flächen die Artenvielfalt erhöhen, insbesondere wenn auch Sträucher unterschiedlicher Sorten und Größen gepflanzt werden.

Wie schnell amortisiert sich der Energieaufwand für die Herstellung?

  • Die Energie zur Herstellung eines Windrades amortisiert sich sehr schnell. Die Zeitdauer ist mit weniger als einem Jahr ähnlich wie bei Photovoltaikmodulen (0,4 bis 1,5 Jahre).
  • Enercon gibt beispielsweise für das Windrad E-138 eine energetische Amortisation von 8 Monaten an. Die CO2-Amortisationszeit liegt üblicherweise in der gleichen Größenordnung.

Wie schwer ist ein Windrad?

  • Das Fundament eines 6 MW-Windrades wiegt etwa 2100 t. Dazu kommen der Turm, die Gondel und Rotorblätter mit 1300 t.
  • Zum Vergleich: 3800 t Steinkohle benötigt ein fossiles Kraftwerk zur Erzeugung von 11 GWh Strom. Dies ist die Strommenge, die obiges Windrad erzeugt – pro Jahr.

Woher kommt der Strom, wenn der Wind nicht weht?

Bei dieser Frage gibt es nicht die eine Antwort oder Maßnahme, sondern es kommt auf das Zusammenspiel von vielen Faktoren an.

  • Energie aus Wind und Sonne ergänzen sich sehr gut, denn meistens sind windarme Tage sehr sonnig. Während im Sommer Strom aus Photovoltaik dominiert, gibt es im Winter die meisten Winderträge.
  • Irgendwo scheint immer die Sonne oder weht der Wind. Durch das europäische Verbundnetz kann die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien deutlich erhöht werden. Hierfür müssen aber die Netze weiter ausgebaut werden, auch in Richtung der Off-shore-Windparks.
  • Lastverschiebungen nutzen Zeiträume mit hoher Verfügbarkeit an erneuerbarem Strom und reduzieren Lastspitzen. Künftig können zeitvariable Stromtarife es bei Großverbrauchern wie E-Autos oder Wärmepumpen interessant machen, den Stromverbrauch in kostengünstige Zeiten zu legen.
  • Nutzung von Batteriespeichern: bereits 2022 waren in 1.3 Mio E-Autos 40 Mio kWh Speicherkapazität verbaut. Dies entspricht der Kapazität aller deutschen Pumpspeicherkraftwerken. Dazu kommen noch 0,5 Mio Batteriespeicher in Haushalten
  • Nutzung von Thermischen Speichern: mit dem Ausbau von Nahwärmenetzen kann Wärme dann erzeugt werden, wenn erneuerbare Energie zur Verfügung steht und in großen Pufferspeichern oder der Gebäudemasse zwischengespeichert werden
  • In den seltenen Fällen der sogenannten Dunkelflaute benötigt es weiterhin Reservekraftwerke. Im Zielszenario Richtung 100% erneuerbarer Energien werden solche Kraftwerke nur eine Betriebsdauer von wenigen Wochen im Jahr haben. Daher ist Erdgas und später (grüner) Wasserstoff als Brennstoff durchaus sinnvoll, zumal Gasturbinen eine kurze Hochlaufzeit haben.
    Die Gasspeicher in Deutschland haben eine Kapazität für den Strombedarf von 2 Monaten.
  • Können wir nicht zuerst PV auf allen Dächern montieren, bevor man Windräder aufstellt?
  • Aus saisonaler Sicht benötigen wir beides: Photovoltaik dominiert im Sommer, Wind hat im Winter den höchsten Ertrag
  • Für das Gelingen der Energiewende sollten alle Quellen erschlossen werden, die sich sinnvoll umsetzen lassen. Also kein „oder“, sondern ein klares „und“.
  • Für viele Hausbesitzer ist PV wirtschaftlich eine sinnvolle Investition, dennoch ist die Durchsetzung einer „Pflicht“ politisch heikel oder im Falle von Wohneigentümergemeinschaften mit bürokratischen Hindernissen verbunden. Auch gibt es noch versteckte Hürden, etwa bei fehlender oder ungeeigneter Statik von Dächern. Manche ältere Hallendächer müssten verstärkt werden, da Vorgaben zur Tragfähigkeit nach dem Einsturz einer Eissporthalle 2006 verschärft wurden.

Ist die Versorgungssicherheit in Gefahr, wenn kein Wind weht?

  • Das Stromnetz in Deutschland gehört zu den zuverlässigsten weltweit. Im Durchschnitt war ein Stromkunde im Jahr 2022 nur 12 Minuten von der Stromversorgung abgeschnitten.
  • Dass Stromnetze mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien unzuverlässiger sind, lässt sich im Vergleich mit anderen Ländern nicht belegen.

Warum bauen wir keine neuen Atomkraftwerke?

  • Zunächst sprechen bekannte Argumente dagegen wie fehlende Endlagerstätten, Risiko einer Kernschmelze, fehlende Versicherbarkeit, Gefahr bei Flugzeugabstürzen oder terroristischen Anschlägen
  • Atomkraftwerke benötigen Wochen zum Hochfahren und eignen sich daher nicht als Reservekraftwerke für einen erneuerbaren Strommix
  • Kostenexplosionen und Verzögerungen bergen ein erhebliches Risiko: so liegen die Kosten für Hinkley Point C in Großbritannien bei über 38 statt 21 Mrd Euro. In Frankreich wird Flamanville nach dem Baubeginn 2007 statt 2012 erst 2024 in Betrieb gehen.
  • Die Gestehungskosten pro kWh liegen deutlich über denen von Wind und Sonne. Für Hinkley Point C gibt es eine Abnahmegarantie für 0,11 €/kWh – weit mehr als die heute übliche EEG-Vergütung in Deutschland.
  • Auch die Entwicklung von zunächst vielversprechende Kleinreaktoren „Small Modular Reactors“ stecken in einer Sackgasse. So fand in den USA das Startup „NuScale“ wegen fehlender Wirtschaftlichkeit und der günstigeren Konkurrenz der erneuerbaren Energien keine Investoren für ein geplantes Kraftwerk.
  • Im Hinblick auf die Unabhängigkeit von Energieimporten ist Atomkraft kritisch zu hinterfragen, mit den drei größten Uranlieferanten der EU: Niger, Kasachstan und Russland.
  • Durch die langen Entwicklungs-, Projektierungs- und Bauzeiten der Reaktoren ist die Technologie für eine kurz- und mittelfristige Ablösung der fossilen Energieträger ungeeignet.
  • Kein deutsches Energieunternehmen ist derzeit am Bau neuer Reaktoren interessiert.

Viele weitere Informationen und Quellen gibt es unter
Argumente gegen Windkraft – Eine kritische Analyse